Immer wieder behaupten gewisse Kreise, dass die Albaner von den Osmanen gezwungen seien, den Islam anzunehmen. Wer eine solche Behauptung aufstellt, ist sich über die «Islamisierung» der Albaner nicht im Klaren. Die Albaner haben den Islam nicht von heute auf morgen angenommen. Und nicht bei jedem Albaner hat der Glaubenswechsel in derselben Form stattgefunden. Es handelte sich dabei um einen langjährigen Prozess, welcher sich über ein halbes Jahrtausend durchstreckte und unterschiedliche Beweggründe hatte. Zu unterscheiden ist vor allem nach Region, Zeit, gesellschaftlicher Gruppe, nach Motiven und Rahmenbedinungen – Freiwilligkeit oder Zwang. Wobei mit Zwang vielmehr der indirekte Zwang gemeint ist, was heisst, dass Muslime im Gegensatz zu Nichtmuslimen viele soziale Vorteile genossen und so zahlreiche Albaner arglos zum islamischen Glauben rübertraten. Zwar mussten Nichtmuslime die sogenannte Kopfsteuer (Dschizya) bezahlen, waren jedoch andererseits von der Militärpflicht befreit. Hätten die Osmanen den Islam hauptsächlich durch Gnadenlosigkeit, Gewalt und Zwang verbreitet, wie manche den Anschein erwecken, so wären heute zweifelsohne nicht bloss zwei Balkanvölker – die Albaner und Bosniaken – mehrheitlich muslimischen Glaubens, sondern ebenso die Serben, Griechen, Kroaten und Bulgaren.
Doch einige gehen sogar noch weiter und sagen, wir hätten gleichsam die Religion des Besatzers angenommen. Nun ja, war das beim Einmarsch der Römer in Illyrien, als unsere Vorfahren noch Götzendienst betrieben, nicht gleich? Auch da fand ein Glaubenswechsel statt, dessen Prozess sich über viele Jahre hinweg durchstreckte. (Shqip News)
Erstellt: 20.09.2017, 15:56 Uhr