2008 erklärte der Kosovo die Unabhängigkeit von Serbien – nach einem grausamen Krieg Ende der 1990er-Jahre. Doch die Konflikte sind längst noch nicht gelöst. Die EU macht Druck – wenn der Kosovo und Serbien der EU beitreten wollen, müssen sie ihre Konflikte mit einem Abkommen befrieden. Konkret wurde bisher noch nichts erreicht. Nun werden aber von beiden Seiten Grenzänderungen in Betracht gezogen. So sollen die serbischen Gemeinden im Norden Kosovos zu Serbien angeschlossen werden. Im Gegenzug dazu sollen die albanischen Gemeinden im Süden Serbiens (Presheva, Bujanoc und Medvegja, auch „Presheva-Tal“ genannt) an den Kosovo angegliedert werden.
Der Widerstand gegen eine Grenzänderung ist in der kosovarischen Politik und auch in der Gesellschaft selber riesig. Gegner argumentieren damit, dass im Norden Kosovos wichtige Rohstoffe liegen, womit der Kosovo also wertvollen Boden verlieren würde. Das Presheva-Tal sei hingegen bloss ein armer Schandfleck im Süden Serbiens, im Nirgendwo. Dabei liegt das Presheva-Tal an der wichtigen Transitstrecke Belgrad-Athen. Wirtschaftlich ist sie vor allem für Serbien, Mazedonien, dem Kosovo und Griechenland von grosser Bedeutung. Hier verlaufen Strasse und Eisenbahn parallel durch das Tal. Gleichzeitig ist sie der Paneuropäische Verkehrskorridor X. Der Paneuropäische Verkehrskorridor X ist eine der zehn Routen der Paneuropäischen Verkehrskorridore. Der Korridor X verbindet Mittel- mit Südosteuropa und dem Vorderen Orient. Während in den serbischen Gemeinden im Norden Kosovos fast keine Albaner mehr leben und diese Gemeinden ohnehin durch Belgrad kontrolliert werden, würde der Kosovo durch den Anschluss des Presheva-Tals nur profitieren.
Im Presheva-Tal leben schätzungsweise bis zu 100’000 Albaner. In den Städten Presheva und Bujanoc stellen die Albaner die Mehrheit dar und in Medvegja sind sie eine bedeutende Minderheit. Gemeinsam haben sie eine Fläche von 1249 km². Die Albaner aus dieser Region waren an der Liga von Prizren beteiligt, die sich für eine Autonomie der Albaner innerhalb des Osmanischen Reiches einsetzte. Zwischen 1840 und 1912 flüchteten viele Albaner aus Toplica, Surdulica sowie auch aus Vranje ins Presheva-Tal.
Nach Beendigung des Kosovo-Kriegs entstand im Presheva-Tal die Nachfolgeorganisation der UÇK. Die UÇPMB (albanisch Ushtria Çlirimtare e Preshevës, Medvegjës dhe Bujanocit) versuchte in einem bewaffneten Aufstand, diese drei Gemeinden an das Kosovo anzuschliessen. Als der Konflikt im Presheva-Tal zu eskalieren drohte, wurde die UÇPMB von der KFOR schliesslich entwaffnet.
Die Albaner aus dieser Region haben bereits in der Vergangenheit in einem Referendum verdeutlicht, dass sie sich dem Kosovo anschliessen wollen. (Shqip News)
Erstellt: 09.08.2018, 22:33 Uhr